Ein Synchromystiker lebt in
ständigem Gewahrsein, während er mit Popkultur überflutet wird – immer offen
für die unheimlichen Verbindungen zwischen dem Göttlichen und dem Alltäglichen.
Der Sync wird gleichzeitig entdeckt und geschaffen; er existiert nur, weil
es
jemanden gibt, der da ist, um ihn zu
erfahren. Es passiert, wenn man einen Raum betritt und gleichzeitig eine Szene
im Fernsehen kommt, die die exakten Umstände eines Geheimnisses, das man vor
jedem der Anwesenden verbirgt, darstellt, oder wenn man seinen Sandkastenfreund
in einer beliebigen Stadt
hunderte von
Kilometern von der Heimat entfernt begegnet. Je unwahrscheinlicher und
tangentialer die Verbindung – man fährt von der Autobahn in das abgelegene
Einkaufszentrum der Stadt, weil man Motorprobleme hat und plötzlich verlässt
gerade ein Freund den 7-Eleven Laden – desto mehr Glückseligkeit fühlt man
wahrscheinlich. (Es geht noch weiter auf der
Unglaubliche Geschichten-Skala, wenn man nämlich bedenkt, dass man
während der ganzen Fahrt 7er und 11er gesehen hat) Sync sagt uns: Nichts ist
Zufall, sogar die allerunwichtigst erscheinende Handlung passt in einen
universellen Plan.
Indem detaillierte Berichte über
die eigenen Syncs gepostet werden (durch den blauen Vogel von Twitter, welcher
gemäß dem magischen Fluss und dem Strom der synchronen Ordnung genauso schnell
reagiert wie das Nervensystem), schaffen Synchromystiker eine Feedbackschleife,
in der das Gewahrsein über Sync exponentiell ansteigen kann. Ich lese eine
Tweet über den Sync von irgendjemandem und realisiere ziemlich überrascht, dass
ich bereits den gleichen hatte. Ich tweete darüber und es wird retweetet. Jemand in einem parallelen Stream ließt den
RT und es sprengt ihm den Verstand, noch bevor er seine eigene Version des
Syncs tweeten kann… und so geht es weiter… und weiter und weiter, um die ganze
Welt, kapert Frequenzen und Kanäle, unterwegs mit Blogposts und mit
Videoanhängen versehen macht es die Runde. Wir realisieren, dass jede einzelne
unserer Geschichten Teil eines größeren, organischen Ganzen bildet. Die Absicht
dieses Textes ist nicht, mehr Sync-Inhalte auszusenden und zu verstärken,
sondern sich stattdessen auf das Gefühl, das durch Sync hervorgerufen wird, zu
konzentrieren – eine wirklich wunderbare, ekstatische Erfahrung – eine Mischung
aus Ran- und Wegzoomen, welches über den Horizont des normalen Ausdruckes
hinausgeht, wie etwa ganz intensives Musikhören oder sich zu verlieben.
Synchromystik, wie sie von Jake Kotze und Jim Sanders gelehrt wird, betont das
essenzielle Einssein aller Dinge – Freude bei der Enthüllung von Verbindungen
in all seinen Formen. Man lernt (nicht indem man ein Buch liest, sondern indem
man Tag für Tag macht und fühlt), dass Ihr Bewusstsein genauso real ist wie die
Bäume und der Dreck. Durch Sync entdeckte ich einige Teile meiner Feminität
wieder, die von Angst und Ignoranz überdeckt gewesen waren. Es ist eine
heilende Modalität, die der Überschneidung von Popkultur und Spiritualität
entsprungen ist – ein cyberschamanischer Meilenstein für eine Mythologie des
Seins, welche sich selbst aufbaut.
Ich war überglücklich und
erleichtert, als ich Anfang 2008 Blogs fand, die sich der Synchronizität
widmeten, feiernd, dass es da draußen Leute gab, die die gleichen Muster in der
Popkultur bemerkten, die okkulte Symbole umfassten. Mir fiel auf, dass die
Blogger alle Männer waren, aber es war mir egal – ich war einfach nur
glücklich, dass sie existierten und was bedeutete, dass ich immerhin nicht
allein mit meiner Verrücktheit war. Durch ihre gemeinsame, subversive Natur und
dem prominenten Gebrauch von Codenamen und Profilbildern von Stars als Avatar
war es möglich, dass sowieso mehr als nur ein paar von ihnen Frauen waren. Wer
auch immer sie waren/sind, sie zeichneten ein Bild, das (ziemlich brillant, in
vielerlei Hinsicht) die Möglichkeit enthüllte, dass die geheime Ordnung, durch
Sync offenbart, von den Freimaurern und/oder den Illuminaten geschaffen und
erhalten wurde. Sync war ein Beweismittel für die Matrix: Ein System der
Kontrolle, welches vielleicht auch eine außerirdische Herkunft haben könnte –
entweder als willige Mitgestalter mit dem reptilischen, blauen Blut der Eliten,
oder auf Grund ihrer Technik, die von der amerikanischen Regierung gestohlen
wurde. Die Erzählungen unterscheiden sich durch ihre Herkunft, doch sie alle
teilen die gleiche Idee – scheinbar zufällige Vorkommnisse bedeuten etwas in
einem großen Schema der Bewusstseinskontrolle. Laut einigen von ihnen sei der
einzige Ausweg die Revolution – andere fanden, das wäre unmöglich – unser Feind
wäre überall und würde alles beobachten, was wir jemals zu jeder Zeit tun
würden.
Ich fühlte, dass diese geheimen
Sync-Kameraden alle der Sache näher kamen, jedoch unfähig waren, den Wald vor
lauter Bäumen zu sehen. Um fair zu sein, es war ein Wald aus roten Heringen und
jeder von ihnen breitete sich weiter aus, als ein Hitchcock-Film Plots hat.
Dies waren die Pioniere. Sie entdeckten einen neuen Weg des Denkens und
sprachen über die unzähligen Designs des Lebens. Ihre Arbeit war energetisch
und inspirierend, doch sie verwendeten ihre Entdeckungen, um Labyrinthe zu
entwickeln, die sich unendlich tief ins Innere bewegen. Eine anarchistische
Vernichtungswelle zog über einige Seiten – die Gestaltungen und die Sprache
waren punkig angehaucht und aggressiv. Ein Teil von mir fühlte sich darin wie
zu Hause, aber nicht auf eine authentische Art und Weise, eher wie an einem
Haus vorbeizulaufen, in dem man einmal wohnte. Ich wäre in meinen eigenen
verschwörungstheoretischen Kaninchenbau, doch ich hatte so eine Ahnung, dass es
da noch so viel mehr gab, dass dieser Sync-Pfad uns andere Antworten gab, als
die, wer Kennedy tötete. Ich blieb in der Community unsichtbar, bis ich auf
Jake Kotze und seinen Blog The Blob
stieß. Jake war mein Portal ins Innere,
denn er betonte die Glückseligkeit, die von dem Erleben von Sync ausgeht – und
nicht nur die mögliche Verschwörung, die sie zu enthüllen schien. In den
nächsten Jahren würde er diese Meinung weiterhin in seinen Werken verfestigen:
Es ging nicht darum, einige Geschehnisse wie den 11. September nicht mehr als
freimaurerische „Megarituale“ zu verstehen, sondern sie durch die Verschiebung
des Schwerpunktes von okkulten Elementen und den Fragen der Wirkung auf das
Level mythischer Ereignisse zu heben, die durch und für das kollektive Unbewusste
in Szene gesetzt wird:
Meiner Meinung nach… schrumpften die 9/11 Synchronizitäten die
Möglichkeit, einer bewussten, menschliche Orchestrierung und führten zu einem
Loslassen der Paranoia, weg von Verschwörungen als Schlüsseldynamik, die die
globalen Angelegenheiten bestimmen. Der neue Herrscher der Erde müsste etwas
größeres sein als irgendein Mensch oder ein materieller Gegenstand und er
müsste mein eigenes Bewusstsein direkt einbeziehen.
Hier kam meine Vorliebe für spirituelle Angelegenheiten ins Spiel und
ein neues Verständnis von einem „nicht-lokalen, selbstorchestrierenden
Organismus des Seins“ erwachte in MIR/WIR.
-Jake Kotze
Mit dieser Erkenntnis von Jake fand ich mich im Einklang. Ich hatte ein eigenes
persönliches Zusammenspiel von Syncs mit 9/11, lange bevor ich diese jemals als
solche bezeichnet hätte… lange bevor ich wieder ernsthaft zu beten anfing. Ich
war eine Künstlerin, lebte in Greenpoint Brooklyn und arbeitete tagsüber in der
Innenstadt als Rezeptionistin. In dem Jahr vor dem Desaster war ich von den
Twin Towers besessen. Sie erstreckten sich über den McCarren Park, größer als
das Leben… es fühlte sich an, als würden sie nach mir rufen. Sie kamen in
meinen Träumen vor – wenn ich über Szenen in der Stadt schrieb, brachte ich sie
immer mit in die Beschreibung ein. Wenn ich manchmal mit jemandem durch die
Stadt lief, wurde ich plötzlich von dem Drang erfüllt, auf sie hinzuweisen.
„Sie bedeuten etwas, “ waren die kryptischen Worte, die ich in so mancher
Situation benutzte.
Am 11. September lief ich schließlich den ganzen Weg zur
Williamsburg Bridge im Zentrum, überall entlang der Strecke kam ich an Zombies
vorbei, bedeckt von weißem Staub. Eine entsetzliche Stille hatte mich
überkommen. Viele Blocks lang war mein Hauptziel, eine kalte Flasche Gatorade
zu kaufen. Einige Läden waren geschlossen… einige waren offen, doch es war
niemand hinter der Theke gestanden. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern,
wann mir zum ersten Mal der Gedanke kam, doch irgendwo nachdem ich mich über
die überfüllte Brücke nach Brooklyn durchkämpfte und bevor ich die Szene der
Flugzeuge sah, überfiel mich das Gefühl, dass meine Besessenheit der Twin
Towers vielleicht eine Art Nachricht hätte sein können – eine Warnung, eine
Vorahnung wie in Minority Report, so
ein Gefühl. Es hatte nie Informationen gegeben, die deutlich genug waren, um
darauf zu reagieren oder zumindest keine, die es in meinen bewussten Verstand
geschafft hatten. Es hatte definitiv etwas Hartnäckiges an sich, wie die Türme
sich in meinem Gedächtnis festkrallten. Als sie weg waren merkte ich, wie ich
sie vermisse.
Ich kann mich genau an den Gesichtsausdruck meiner
Ex-Freundin erinnern, als ich ihr einige Monate später Tagebücher mit
Zeichnungen von und Gedichten über die Türme zeigte, die vor dem 11. September
entstanden waren. Eine wiederkehrende Szene war die von Körpern, die einen
Fluss hinunter fielen, mit Flammen hoch über ihnen. Sie nickte und
wechselte mit einer Abruptheit das Thema, wie ich es vorher nur im Fernsehen
sah, wenn eine Person auf eine andere reagiert, die gerade dabei ist,
durchzudrehen. Dann dachte ich, es wäre vielleicht doch besser, niemandem von
dem zufälligen Ursprung meiner Obsession zu erzählen.
Ich wusste nicht wirklich, wie ich das alles einem
potenziellen Zuhörer hätte beibringen sollen – dass ich irgendwie den 11.
September vorhergesehen hatte? Gab es vielleicht tief in mir etwas, das mich
dazu antrieb, Kunst zu schaffen und über etwas zu schreiben, das schließlich
vielleicht eine Bedeutung ausdrücken könnte, die für mich zu grausam war, um
mich daran direkt erinnern zu können?
Ich ging von der Möglichkeit aus, dass dies eine Art von Initiation
war. Ich war für eine Aufgabe bestimmt… aber um was zu tun… und von wem wurde
ich dazu berufen? Ich lief mit dem Gefühl verdammt zu sein umher, bis ich
verstand, dass die Antworten auf meine Fragen, obwohl ich sie noch nicht
gefunden hatte, - und das wusste ich mit einer seltsamen Gewissheit - außerhalb
des säkularen, materialistischen Bewusstseins existierten, welches ich vermutlich
unterstützte. Meine äußere atheistische Mauer begann zu bröckeln. Es dauerte
noch ein paar Jahre, aber ab dem 11. September schaute die verlorene Tochter
gen HEIMAT. Der Grund dafür – den ich erst Jahre später begreifen sollte – war,
dass trotz der fortlaufenden Zerstörung von Leben, den schrecklichen Kriegen
und dem darauffolgenden, unterdrückenden „Bush Crime Family“ Lager, ich an
diesem Tag ein nicht zu leugnendes Gefühl des sich Öffnens hatte, nicht eines
des Verschließens. Ich fühlte eine Hand, die mich lenkte – nicht unbedingt in
Richtung Sicherheit, doch zu einem höheren Aussichtspunkt, von dem aus ich
einen Erste-Reihe-Platz für die intergalaktische Veränderung hatte.
Von diesen Höhen aus lernte ich eine Art des Sehens und
Interagierens mit 9/11 durch das immerwährende
JETZT von Sync. Es half mir, zu heilen – nicht nur die Schuld jenes
Tages, sondern mein Misstrauen und sogar meinen Hass gegenüber meiner Vorliebe
für Prophetie. Jakes Beschreibung über den „nicht-lokalen selbstorchestrierenden
Organismus des Seins“ hallte mit einem neuen Gefühl von Verbundenheit wieder,
das ich mit der Welt um mich herum hatte. So komisch das auch klang, es fühlte
sich an, als ob ich einen Weg entdeckt hatte, durch den ich das Unsichtbare
„sehen“ konnte – es war wie einen halb verdeckten Kreis zu enthüllen, indem man
das fehlende Teil durch Vorstellung einsetzt… Nun scheint nicht mehr länger die
Sonne auf mich, ich strahle nun ihr Licht und ihre Wärme aus. Ich bin eine
poetische Erweiterung der Sonne – wie ein Lichtstrahl scheine ich durch
Staubpartikel oder eine Wasserpfütze, die langsam im Laufe eines gemütlichen
Mittagessens verschwindet. Viele Jahre lang war ich der Schleicher, die einfach
gekleidete Person am Ende des realen oder virtuellen sozialen Tisches, die
still die Reaktionen der anderen beurteilt, wann immer sie sich traut, in deren
Richtung zu sehen. Eine Person ist schüchtern, weil sie andere so genau
beobachtet, dass sie annimmt, dass jeder das Selbe mit ihnen macht. Jakes
konzeptionelle Rahmenbedingungen erlaubten es mir, das schuldige Ich
auszubreiten, so fiel ich mir selbst weniger auf. Von einer kleinen, einsamen
Sammlung von Erfahrungen wurde ich zu einem kompletten Netzwerk. Das Gefühl
außerhalb von allem zu sein, das passiert,
ist ebenfalls ein Teil dieses Ganzen. Das Ich/Auge [I/Eye] war eine
Medienschaffung – eine Übertragung vom Ich zum Ich. Psychische Pixel sprengten
über den weitwinkligen Flachbildschirm in meinem Kopf. Als ich lernte, dass es
so funktionierte, machte das mich dafür frei zu tun, was ich am Besten konnte:
Alles so real vorzutäuschen, seltsame Geschichten und Experimente gleichzeitig
im Internet und in die Innernnets in unserem Bewusstsein online stellen.
Als ich feststellte, dass Jake in sich ein Sync ist - ich suchte nach anderen, die den Gebrauch von
Symbolen in der Popkultur untersuchten und ich fand nicht nur jemanden, der es
in einem virtuosen, mash-up Style tun konnte, sondern der ebenfalls die
„und/oder“ Theorie des 11. September – wie ich sie nenne – teilt. Selbst wenn
Verschwörungstheoretiker mit einigem vom dem was sie sagten, wenn nicht sogar
mit allem, Recht hatten, es änderte nichts an der Tatsache, dass dieses
Ereignis ebenfalls eine Öffnung war. Ich teile Jakes Ansicht, dass das
Megaritual von Kräften inszeniert wurde, die weit über das eines bewusst
befolgten Schemas hinausgehen. Das war die Arbeit unserer Träume und der
versteckten Verbindungen, die vor dem strahlend blauen Himmel zu uns sprach.
Ich studierte Jakes Blogposts auf die gleiche Weise, wie ich
Philosophietexte studierte: In 45-minütigen Ausbrüchen ohne Musik, mit gutem
Licht und einem Notizbuch nebendran. Ich konnte seiner Kosmologie folgen, ein
Mix aus RAW, Jordan Maxwell, Richard C. Hoagland und Jay Weidner, Jung,
Quantenphysik, freimaurerische Architektur, Symbolalphabetisierung und dem
Pantheon von Hollywood Stars, die unbewusste Resonatoren sind und mit
bestimmten Mustern und Archetypen oder esoterischen Symbolen assoziiert werden.
Seine Ideen über das Einssein wurden durch seine Freundschaft und kreative
Zusammenarbeit mit dem Filmemacher und Ayahuascero
Jim Sanders aus Winniepeg, Kanada, der Sync-Hauptstadt der Erde, verstärkt. Sich mit Jim zu
verbünden schaffte den innersten Ring der synchromystischen Ordnung. Von ihren
Sync-Spaziergängen und der Zeit, die sie damit verbrachten, Filme zu schauen
und zu machen, strahlten sie eine neue Form der Kunst und einen neuen Weg des
Seins aus, welches das Göttliche in Kinos genauso präsent erfährt, wie in
Tempeln oder Kirchen. Zusammen mit anderen gründeten sie das Sync Whole – Mitglieder eines
Gruppenblogs, in dem sie Syncs festhalten, die sie in aktuellen Filmen und im
Fernsehen erlebt haben.
Es ging nicht darum, die Zukunft zu lesen, sondern die
Gegenwart in einer neuen, volleren Art zu lesen - Sync und soziale Netzwerke dazu zu nutzen, die
Nachrichten, die zwischen dem bewussten und unterbewussten kollektiven Verstand
hin und her geschickt werden zu verstehen. Wir lernten, wie sich der Weg vom
linearen zum holographischen Universum anfühlt – eine Revolution,
gleichzusetzen mit Kopernikus und Einstein. Synchromystische Zeichenmuster in
der Popkultur – ganz egal wie seriös oder lächerlich. Metaphysische
Unterschiede, die auf Urteilen wie diesen beruhen (Gut und Böse und Richtig und
Falsch) werden beobachtet und beiseite geschoben. Das Syncbewusstsein lehrt
uns, dass es oft die sogenannten schlechten Filme sind, die die wildesten Syncs
beinhalten. Alleine das Schauen solcher Filme, deren lahmer Handlung wir nicht
unsere volle Aufmerksamkeit widmen können, ermöglicht, dass uns andere Dinge
ins Auge fallen – man befindet sich bereits außerhalb des Erlebnisses des
Sehens.
Diesen letzten Winter (exakt an der Wintersonnenwende)
schickten mich eine Reihe glücklicher Zufälle und dankbare Geschenke nach
Winnipeg, um Jake und Jim im echten Leben zu treffen und mit ihnen einen
Plausch zu halten, bevor 2012: Time for
Change ausgestrahlt wurde. Plötzlich passte alles zusammen, begleitet von
dem Gefühl von Trost, das manchmal auftaucht, wenn man es am wenigsten
erwartet. Ich hatte das Gefühl, ich würde Samen für eine baldige Ernte säen.
Die beiden Jungs zeigten mir die geheiligten Orte des Peg und (als eines der
vielen Highlights) schauten wir uns den Film Black Swan an. (Als ich das gerade schrieb, sah ich mich
verannlasst, mein Twitter zu checken, bei dem der erste Tweet auf meiner
Timeline jemandes Twitpic und das Wort „Swan“ war.)
Obwohl die Chance, einen Film mit den O.G. Synchromystikern
zu sehen, die meine Gedanken und persönliche Transformation so enorm
inspirierten, sich wie in einem Traum anfühlte - die Tatsache, dass Twitter
solch eine großer Teil meiner Erfahrungen war, machte es sogar noch viel
unheimlicher.
Während ich auf den gelegentlichen auf-dem-Weg-Tweet wartete,
waren Jake und Jim auf einer ganz besonderen Wellenlänge… es war unglaublich zu
beobachten, wie sie zwischen Klamottenverkaufsdisplays herumtanzten, als wir
durch ein kanadisches Kaufhaus liefen. Sie checkten ständig Twitter auf ihren
Handys – sie lasen Tweets laut vor und wenn wir irgendwo anhielten, dann
tippten sie leise einige. Diese Intensität nahm zu, als wir aus Jims Auto
ausstiegen, um in die Mall zu gehen. Anders als die Vereinigten Staaten der
Handybildschirmsklaven, schienen sich diese beiden ihrer Umgebung völlig
bewusst zu sein – Syncs mit dem erzeugend, was sie lasen und dem, was sich um
uns herum befand. Das war der Trick – beides zur gleichen Zeit zu tun. (Ganz in
sich gekehrt zu sein und trotzdem vollkommen geöffnet zu sein). Wir sind alle
durch eine psychische Botschaft miteinander verbunden, dachte ich, während ich
mir die Symbole in den Geschäftsnamen und auf den T-Shirts der Leute ansah, die
an mir vorbeiliefen. Als wir in der Lebensmittelabteilung waren, begann ich die
Verstärkung dieser Kräfte zu fühlen und spürte das familiäre Gefühl von Sync
auf einem höheren Level. Es fühlt sich an, wie das erste Mal in Jedermanns
Klubkarriere, wenn der DJ deine Gedanken ließt und deine persönliche
Einsamer-Loser-Hymne auflegt – ich fühlte mich plötzlich wesentlich und
wichtig, und vollkommen austauschbar. Mir wurde schwindelig und doch fühlte es
sich seltsam friedlich an, ich konnte auf der weißen Welle lärmenden Getöses
aus hunderten von Unterhaltungen surfen, die gleichzeitig stattfanden.
Zusätzlich zur Wintersonnenwende, einem Vollmond und einer Mondfinsternis war
ich immer noch dabei, die Macht des Supersignals der Sync-Hauptstadt zu
verarbeiten. Mein Körper hatte sich in eine Stimmgabel verwandelt – noch bevor
ich überhaupt abhob. Zu der Zeit, als wir in Manitoba landeten, war ich schon
mit dem Satelliten der Liebe verbunden. Ich sendete ein spezielles,
wechselseitiges Super-Mir/Wir – genau
die Version der Menschheit, die darauf wartet, dass wir mutig den Weg über den
tiefen Abgrund wagen, der vor uns liegt. Ich bekam Herzklopfen und
konzentrierte mich auf meine Atmung, so wie ich es mache, bevor ich vor
Publikum sprechen muss. Irgendwo zwischen Wrap-Ständen und den Sitzgelegenheiten aus
Sesseln und Stühlen, wo wir zum Essen herumstanden, nahm ich plötzlich eine
Administratorrolle ein. Nun half ich die Frequenz zu leiten. Obwohl wir nie
darüber sprachen, wurden wir drei zu einer mobilen Armeeeinheit, die
verschiedene Teile psychischen Radioequipments mit sich trugen, um LIEBE
auszusenden. Unsere Signale verschmolzen, wie die gekreuzten Strahlen der
Ghosbusters und explodierten in zigtausend Teile Bandbreite im
Schrotkugelformat. Wir befanden uns im Sync wie Voltron – jeder ein Teil des
Ganzen, das aus Jedermann besteht, der lebt oder je gelebt hat – wir alle waren
zusammen, gleichzeitig.
Die Jahre schlimmer Träume und Dinge, die ich niemandem
erzählen konnte, waren vorbei… Die Vorahnungen und Emotionen - meine Angst als
kleines Mädchen, ich sei verflucht als ich bemerkte, dass nicht jeder die Erde
und die Sterne mit solcher Intensität zu sich sprechen hört, dass sie einen
nachts wach halten. Ich ging durch die Jahre, in denen ich gegen das Hin und
Her meiner Stimmungen kämpfte – die ich mit Zucker und anderen
Selbstmedikationen verschlimmert hatte. Plötzlich war es die leichteste Sache
der Welt, das alles zu umarmen und loszulassen. Während ich mit meinem Popcorn
zurück zu meinem Sitz ging, fühlte ich eine Freude, die mich vom Herzschlag des
Herz-des-Kontinents lösen konnte, gerade zu dem Zeitpunkt, da die Vorschau
vorbei war und der Film langsam losging.
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Jennifer Palmer (r.) |
(Englisches Original: Jennifer Palmer: The Feeling of Sync, The Sync Book: Myths, Magic, Media, and Mindscapes: 26 Authors on Synchronicity. Deutsche Übersetzung: Lea Metzler, Lektorat: NexusOfSync)
Herzlichen Dank für die Genehmigung zur Veröffentlichung an Jennifer!