Donnerstag, 23. April 2015

Das Gefühl von Sync (von Jennifer Palmer)

Ein Synchromystiker lebt in ständigem Gewahrsein, während er mit Popkultur überflutet wird – immer offen für die unheimlichen Verbindungen zwischen dem Göttlichen und dem Alltäglichen. Der Sync wird gleichzeitig entdeckt und geschaffen; er existiert nur, weil es  jemanden gibt, der da ist, um ihn zu erfahren. Es passiert, wenn man einen Raum betritt und gleichzeitig eine Szene im Fernsehen kommt, die die exakten Umstände eines Geheimnisses, das man vor jedem der Anwesenden verbirgt, darstellt, oder wenn man seinen Sandkastenfreund in einer beliebigen Stadt  hunderte von Kilometern von der Heimat entfernt begegnet. Je unwahrscheinlicher und tangentialer die Verbindung – man fährt von der Autobahn in das abgelegene Einkaufszentrum der Stadt, weil man Motorprobleme hat und plötzlich verlässt gerade ein Freund den 7-Eleven Laden – desto mehr Glückseligkeit fühlt man wahrscheinlich. (Es geht noch weiter auf der Unglaubliche Geschichten-Skala, wenn man nämlich bedenkt, dass man während der ganzen Fahrt 7er und 11er gesehen hat) Sync sagt uns: Nichts ist Zufall, sogar die allerunwichtigst erscheinende Handlung passt in einen universellen Plan.

Indem detaillierte Berichte über die eigenen Syncs gepostet werden (durch den blauen Vogel von Twitter, welcher gemäß dem magischen Fluss und dem Strom der synchronen Ordnung genauso schnell reagiert wie das Nervensystem), schaffen Synchromystiker eine Feedbackschleife, in der das Gewahrsein über Sync exponentiell ansteigen kann. Ich lese eine Tweet über den Sync von irgendjemandem und realisiere ziemlich überrascht, dass ich bereits den gleichen hatte. Ich tweete darüber und es wird retweetet.  Jemand in einem parallelen Stream ließt den RT und es sprengt ihm den Verstand, noch bevor er seine eigene Version des Syncs tweeten kann… und so geht es weiter… und weiter und weiter, um die ganze Welt, kapert Frequenzen und Kanäle, unterwegs mit Blogposts und mit Videoanhängen versehen macht es die Runde. Wir realisieren, dass jede einzelne unserer Geschichten Teil eines größeren, organischen Ganzen bildet. Die Absicht dieses Textes ist nicht, mehr Sync-Inhalte auszusenden und zu verstärken, sondern sich stattdessen auf das Gefühl, das durch Sync hervorgerufen wird, zu konzentrieren – eine wirklich wunderbare, ekstatische Erfahrung – eine Mischung aus Ran- und Wegzoomen, welches über den Horizont des normalen Ausdruckes hinausgeht, wie etwa ganz intensives Musikhören oder sich zu verlieben. Synchromystik, wie sie von Jake Kotze und Jim Sanders gelehrt wird, betont das essenzielle Einssein aller Dinge – Freude bei der Enthüllung von Verbindungen in all seinen Formen. Man lernt (nicht indem man ein Buch liest, sondern indem man Tag für Tag macht und fühlt), dass Ihr Bewusstsein genauso real ist wie die Bäume und der Dreck. Durch Sync entdeckte ich einige Teile meiner Feminität wieder, die von Angst und Ignoranz überdeckt gewesen waren. Es ist eine heilende Modalität, die der Überschneidung von Popkultur und Spiritualität entsprungen ist – ein cyberschamanischer Meilenstein für eine Mythologie des Seins, welche sich selbst aufbaut.

Ich war überglücklich und erleichtert, als ich Anfang 2008 Blogs fand, die sich der Synchronizität widmeten, feiernd, dass es da draußen Leute gab, die die gleichen Muster in der Popkultur bemerkten, die okkulte Symbole umfassten. Mir fiel auf, dass die Blogger alle Männer waren, aber es war mir egal – ich war einfach nur glücklich, dass sie existierten und was bedeutete, dass ich immerhin nicht allein mit meiner Verrücktheit war. Durch ihre gemeinsame, subversive Natur und dem prominenten Gebrauch von Codenamen und Profilbildern von Stars als Avatar war es möglich, dass sowieso mehr als nur ein paar von ihnen Frauen waren. Wer auch immer sie waren/sind, sie zeichneten ein Bild, das (ziemlich brillant, in vielerlei Hinsicht) die Möglichkeit enthüllte, dass die geheime Ordnung, durch Sync offenbart, von den Freimaurern und/oder den Illuminaten geschaffen und erhalten wurde. Sync war ein Beweismittel für die Matrix: Ein System der Kontrolle, welches vielleicht auch eine außerirdische Herkunft haben könnte – entweder als willige Mitgestalter mit dem reptilischen, blauen Blut der Eliten, oder auf Grund ihrer Technik, die von der amerikanischen Regierung gestohlen wurde. Die Erzählungen unterscheiden sich durch ihre Herkunft, doch sie alle teilen die gleiche Idee – scheinbar zufällige Vorkommnisse bedeuten etwas in einem großen Schema der Bewusstseinskontrolle. Laut einigen von ihnen sei der einzige Ausweg die Revolution – andere fanden, das wäre unmöglich – unser Feind wäre überall und würde alles beobachten, was wir jemals zu jeder Zeit tun würden.

Ich fühlte, dass diese geheimen Sync-Kameraden alle der Sache näher kamen, jedoch unfähig waren, den Wald vor lauter Bäumen zu sehen. Um fair zu sein, es war ein Wald aus roten Heringen und jeder von ihnen breitete sich weiter aus, als ein Hitchcock-Film Plots hat. Dies waren die Pioniere. Sie entdeckten einen neuen Weg des Denkens und sprachen über die unzähligen Designs des Lebens. Ihre Arbeit war energetisch und inspirierend, doch sie verwendeten ihre Entdeckungen, um Labyrinthe zu entwickeln, die sich unendlich tief ins Innere bewegen. Eine anarchistische Vernichtungswelle zog über einige Seiten – die Gestaltungen und die Sprache waren punkig angehaucht und aggressiv. Ein Teil von mir fühlte sich darin wie zu Hause, aber nicht auf eine authentische Art und Weise, eher wie an einem Haus vorbeizulaufen, in dem man einmal wohnte. Ich wäre in meinen eigenen verschwörungstheoretischen Kaninchenbau, doch ich hatte so eine Ahnung, dass es da noch so viel mehr gab, dass dieser Sync-Pfad uns andere Antworten gab, als die, wer Kennedy tötete. Ich blieb in der Community unsichtbar, bis ich auf Jake Kotze und seinen Blog The Blob stieß. Jake war mein Portal ins Innere, denn er betonte die Glückseligkeit, die von dem Erleben von Sync ausgeht – und nicht nur die mögliche Verschwörung, die sie zu enthüllen schien. In den nächsten Jahren würde er diese Meinung weiterhin in seinen Werken verfestigen: Es ging nicht darum, einige Geschehnisse wie den 11. September nicht mehr als freimaurerische „Megarituale“ zu verstehen, sondern sie durch die Verschiebung des Schwerpunktes von okkulten Elementen und den Fragen der Wirkung auf das Level mythischer Ereignisse zu heben, die durch und für das kollektive Unbewusste in Szene gesetzt wird:

Meiner Meinung nach… schrumpften die 9/11 Synchronizitäten die Möglichkeit, einer bewussten, menschliche Orchestrierung und führten zu einem Loslassen der Paranoia, weg von Verschwörungen als Schlüsseldynamik, die die globalen Angelegenheiten bestimmen. Der neue Herrscher der Erde müsste etwas größeres sein als irgendein Mensch oder ein materieller Gegenstand und er müsste mein eigenes Bewusstsein direkt einbeziehen.
Hier kam meine Vorliebe für spirituelle Angelegenheiten ins Spiel und ein neues Verständnis von einem „nicht-lokalen, selbstorchestrierenden Organismus des Seins“ erwachte in MIR/WIR.
-Jake Kotze

Mit dieser Erkenntnis von Jake fand ich mich im Einklang. Ich hatte ein eigenes persönliches Zusammenspiel von Syncs mit 9/11, lange bevor ich diese jemals als solche bezeichnet hätte… lange bevor ich wieder ernsthaft zu beten anfing. Ich war eine Künstlerin, lebte in Greenpoint Brooklyn und arbeitete tagsüber in der Innenstadt als Rezeptionistin. In dem Jahr vor dem Desaster war ich von den Twin Towers besessen. Sie erstreckten sich über den McCarren Park, größer als das Leben… es fühlte sich an, als würden sie nach mir rufen. Sie kamen in meinen Träumen vor – wenn ich über Szenen in der Stadt schrieb, brachte ich sie immer mit in die Beschreibung ein. Wenn ich manchmal mit jemandem durch die Stadt lief, wurde ich plötzlich von dem Drang erfüllt, auf sie hinzuweisen. „Sie bedeuten etwas, “ waren die kryptischen Worte, die ich in so mancher Situation benutzte.
Am 11. September lief ich schließlich den ganzen Weg zur Williamsburg Bridge im Zentrum, überall entlang der Strecke kam ich an Zombies vorbei, bedeckt von weißem Staub. Eine entsetzliche Stille hatte mich überkommen. Viele Blocks lang war mein Hauptziel, eine kalte Flasche Gatorade zu kaufen. Einige Läden waren geschlossen… einige waren offen, doch es war niemand hinter der Theke gestanden. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wann mir zum ersten Mal der Gedanke kam, doch irgendwo nachdem ich mich über die überfüllte Brücke nach Brooklyn durchkämpfte und bevor ich die Szene der Flugzeuge sah, überfiel mich das Gefühl, dass meine Besessenheit der Twin Towers vielleicht eine Art Nachricht hätte sein können – eine Warnung, eine Vorahnung wie in Minority Report, so ein Gefühl. Es hatte nie Informationen gegeben, die deutlich genug waren, um darauf zu reagieren oder zumindest keine, die es in meinen bewussten Verstand geschafft hatten. Es hatte definitiv etwas Hartnäckiges an sich, wie die Türme sich in meinem Gedächtnis festkrallten. Als sie weg waren merkte ich, wie ich sie vermisse.

Ich kann mich genau an den Gesichtsausdruck meiner Ex-Freundin erinnern, als ich ihr einige Monate später Tagebücher mit Zeichnungen von und Gedichten über die Türme zeigte, die vor dem 11. September entstanden waren. Eine wiederkehrende Szene war die von Körpern, die einen Fluss hinunter fielen, mit Flammen hoch über ihnen. Sie nickte und wechselte mit einer Abruptheit das Thema, wie ich es vorher nur im Fernsehen sah, wenn eine Person auf eine andere reagiert, die gerade dabei ist, durchzudrehen. Dann dachte ich, es wäre vielleicht doch besser, niemandem von dem zufälligen Ursprung meiner Obsession zu erzählen.

Ich wusste nicht wirklich, wie ich das alles einem potenziellen Zuhörer hätte beibringen sollen – dass ich irgendwie den 11. September vorhergesehen hatte? Gab es vielleicht tief in mir etwas, das mich dazu antrieb, Kunst zu schaffen und über etwas zu schreiben, das schließlich vielleicht eine Bedeutung ausdrücken könnte, die für mich zu grausam war, um mich daran direkt erinnern zu können?

Ich ging von der Möglichkeit aus, dass dies eine Art von Initiation war. Ich war für eine Aufgabe bestimmt… aber um was zu tun… und von wem wurde ich dazu berufen? Ich lief mit dem Gefühl verdammt zu sein umher, bis ich verstand, dass die Antworten auf meine Fragen, obwohl ich sie noch nicht gefunden hatte, - und das wusste ich mit einer seltsamen Gewissheit - außerhalb des säkularen, materialistischen Bewusstseins existierten, welches ich vermutlich unterstützte. Meine äußere atheistische Mauer begann zu bröckeln. Es dauerte noch ein paar Jahre, aber ab dem 11. September schaute die verlorene Tochter gen HEIMAT. Der Grund dafür – den ich erst Jahre später begreifen sollte – war, dass trotz der fortlaufenden Zerstörung von Leben, den schrecklichen Kriegen und dem darauffolgenden, unterdrückenden „Bush Crime Family“ Lager, ich an diesem Tag ein nicht zu leugnendes Gefühl des sich Öffnens hatte, nicht eines des Verschließens. Ich fühlte eine Hand, die mich lenkte – nicht unbedingt in Richtung Sicherheit, doch zu einem höheren Aussichtspunkt, von dem aus ich einen Erste-Reihe-Platz für die intergalaktische Veränderung hatte.

Von diesen Höhen aus lernte ich eine Art des Sehens und Interagierens mit 9/11 durch das immerwährende  JETZT von Sync. Es half mir, zu heilen – nicht nur die Schuld jenes Tages, sondern mein Misstrauen und sogar meinen Hass gegenüber meiner Vorliebe für Prophetie. Jakes Beschreibung über den „nicht-lokalen selbstorchestrierenden Organismus des Seins“ hallte mit einem neuen Gefühl von Verbundenheit wieder, das ich mit der Welt um mich herum hatte. So komisch das auch klang, es fühlte sich an, als ob ich einen Weg entdeckt hatte, durch den ich das Unsichtbare „sehen“ konnte – es war wie einen halb verdeckten Kreis zu enthüllen, indem man das fehlende Teil durch Vorstellung einsetzt… Nun scheint nicht mehr länger die Sonne auf mich, ich strahle nun ihr Licht und ihre Wärme aus. Ich bin eine poetische Erweiterung der Sonne – wie ein Lichtstrahl scheine ich durch Staubpartikel oder eine Wasserpfütze, die langsam im Laufe eines gemütlichen Mittagessens verschwindet. Viele Jahre lang war ich der Schleicher, die einfach gekleidete Person am Ende des realen oder virtuellen sozialen Tisches, die still die Reaktionen der anderen beurteilt, wann immer sie sich traut, in deren Richtung zu sehen. Eine Person ist schüchtern, weil sie andere so genau beobachtet, dass sie annimmt, dass jeder das Selbe mit ihnen macht. Jakes konzeptionelle Rahmenbedingungen erlaubten es mir, das schuldige Ich auszubreiten, so fiel ich mir selbst weniger auf. Von einer kleinen, einsamen Sammlung von Erfahrungen wurde ich zu einem kompletten Netzwerk. Das Gefühl außerhalb von allem zu sein, das passiert, ist ebenfalls ein Teil dieses Ganzen. Das Ich/Auge [I/Eye] war eine Medienschaffung – eine Übertragung vom Ich zum Ich. Psychische Pixel sprengten über den weitwinkligen Flachbildschirm in meinem Kopf. Als ich lernte, dass es so funktionierte, machte das mich dafür frei zu tun, was ich am Besten konnte: Alles so real vorzutäuschen, seltsame Geschichten und Experimente gleichzeitig im Internet und in die Innernnets in unserem Bewusstsein online stellen.

Als ich feststellte, dass Jake in sich ein Sync ist -  ich suchte nach anderen, die den Gebrauch von Symbolen in der Popkultur untersuchten und ich fand nicht nur jemanden, der es in einem virtuosen, mash-up Style tun konnte, sondern der ebenfalls die „und/oder“ Theorie des 11. September – wie ich sie nenne – teilt. Selbst wenn Verschwörungstheoretiker mit einigem vom dem was sie sagten, wenn nicht sogar mit allem, Recht hatten, es änderte nichts an der Tatsache, dass dieses Ereignis ebenfalls eine Öffnung war. Ich teile Jakes Ansicht, dass das Megaritual von Kräften inszeniert wurde, die weit über das eines bewusst befolgten Schemas hinausgehen. Das war die Arbeit unserer Träume und der versteckten Verbindungen, die vor dem strahlend blauen Himmel zu uns sprach.

Ich studierte Jakes Blogposts auf die gleiche Weise, wie ich Philosophietexte studierte: In 45-minütigen Ausbrüchen ohne Musik, mit gutem Licht und einem Notizbuch nebendran. Ich konnte seiner Kosmologie folgen, ein Mix aus RAW, Jordan Maxwell, Richard C. Hoagland und Jay Weidner, Jung, Quantenphysik, freimaurerische Architektur, Symbolalphabetisierung und dem Pantheon von Hollywood Stars, die unbewusste Resonatoren sind und mit bestimmten Mustern und Archetypen oder esoterischen Symbolen assoziiert werden. Seine Ideen über das Einssein wurden durch seine Freundschaft und kreative Zusammenarbeit mit dem Filmemacher und Ayahuascero Jim Sanders aus Winniepeg, Kanada, der Sync-Hauptstadt  der Erde, verstärkt. Sich mit Jim zu verbünden schaffte den innersten Ring der synchromystischen Ordnung. Von ihren Sync-Spaziergängen und der Zeit, die sie damit verbrachten, Filme zu schauen und zu machen, strahlten sie eine neue Form der Kunst und einen neuen Weg des Seins aus, welches das Göttliche in Kinos genauso präsent erfährt, wie in Tempeln oder Kirchen. Zusammen mit anderen gründeten sie das Sync Whole – Mitglieder eines Gruppenblogs, in dem sie Syncs festhalten, die sie in aktuellen Filmen und im Fernsehen erlebt haben.

Es ging nicht darum, die Zukunft zu lesen, sondern die Gegenwart in einer neuen, volleren Art zu lesen - Sync  und soziale Netzwerke dazu zu nutzen, die Nachrichten, die zwischen dem bewussten und unterbewussten kollektiven Verstand hin und her geschickt werden zu verstehen. Wir lernten, wie sich der Weg vom linearen zum holographischen Universum anfühlt – eine Revolution, gleichzusetzen mit Kopernikus und Einstein. Synchromystische Zeichenmuster in der Popkultur – ganz egal wie seriös oder lächerlich. Metaphysische Unterschiede, die auf Urteilen wie diesen beruhen (Gut und Böse und Richtig und Falsch) werden beobachtet und beiseite geschoben. Das Syncbewusstsein lehrt uns, dass es oft die sogenannten schlechten Filme sind, die die wildesten Syncs beinhalten. Alleine das Schauen solcher Filme, deren lahmer Handlung wir nicht unsere volle Aufmerksamkeit widmen können, ermöglicht, dass uns andere Dinge ins Auge fallen – man befindet sich bereits außerhalb des Erlebnisses des Sehens.

Diesen letzten Winter (exakt an der Wintersonnenwende) schickten mich eine Reihe glücklicher Zufälle und dankbare Geschenke nach Winnipeg, um Jake und Jim im echten Leben zu treffen und mit ihnen einen Plausch zu halten, bevor 2012: Time for Change ausgestrahlt wurde. Plötzlich passte alles zusammen, begleitet von dem Gefühl von Trost, das manchmal auftaucht, wenn man es am wenigsten erwartet. Ich hatte das Gefühl, ich würde Samen für eine baldige Ernte säen. Die beiden Jungs zeigten mir die geheiligten Orte des Peg und (als eines der vielen Highlights) schauten wir uns den Film Black Swan an. (Als ich das gerade schrieb, sah ich mich verannlasst, mein Twitter zu checken, bei dem der erste Tweet auf meiner Timeline jemandes Twitpic und das Wort „Swan“ war.)
Obwohl die Chance, einen Film mit den O.G. Synchromystikern zu sehen, die meine Gedanken und persönliche Transformation so enorm inspirierten, sich wie in einem Traum anfühlte - die Tatsache, dass Twitter solch eine großer Teil meiner Erfahrungen war, machte es sogar noch viel unheimlicher.

Während ich auf den gelegentlichen auf-dem-Weg-Tweet wartete, waren Jake und Jim auf einer ganz besonderen Wellenlänge… es war unglaublich zu beobachten, wie sie zwischen Klamottenverkaufsdisplays herumtanzten, als wir durch ein kanadisches Kaufhaus liefen. Sie checkten ständig Twitter auf ihren Handys – sie lasen Tweets laut vor und wenn wir irgendwo anhielten, dann tippten sie leise einige. Diese Intensität nahm zu, als wir aus Jims Auto ausstiegen, um in die Mall zu gehen. Anders als die Vereinigten Staaten der Handybildschirmsklaven, schienen sich diese beiden ihrer Umgebung völlig bewusst zu sein – Syncs mit dem erzeugend, was sie lasen und dem, was sich um uns herum befand. Das war der Trick – beides zur gleichen Zeit zu tun. (Ganz in sich gekehrt zu sein und trotzdem vollkommen geöffnet zu sein). Wir sind alle durch eine psychische Botschaft miteinander verbunden, dachte ich, während ich mir die Symbole in den Geschäftsnamen und auf den T-Shirts der Leute ansah, die an mir vorbeiliefen. Als wir in der Lebensmittelabteilung waren, begann ich die Verstärkung dieser Kräfte zu fühlen und spürte das familiäre Gefühl von Sync auf einem höheren Level. Es fühlt sich an, wie das erste Mal in Jedermanns Klubkarriere, wenn der DJ deine Gedanken ließt und deine persönliche Einsamer-Loser-Hymne auflegt – ich fühlte mich plötzlich wesentlich und wichtig, und vollkommen austauschbar. Mir wurde schwindelig und doch fühlte es sich seltsam friedlich an, ich konnte auf der weißen Welle lärmenden Getöses aus hunderten von Unterhaltungen surfen, die gleichzeitig stattfanden. Zusätzlich zur Wintersonnenwende, einem Vollmond und einer Mondfinsternis war ich immer noch dabei, die Macht des Supersignals der Sync-Hauptstadt zu verarbeiten. Mein Körper hatte sich in eine Stimmgabel verwandelt – noch bevor ich überhaupt abhob. Zu der Zeit, als wir in Manitoba landeten, war ich schon mit dem Satelliten der Liebe verbunden. Ich sendete ein spezielles, wechselseitiges Super-Mir/Wir  – genau die Version der Menschheit, die darauf wartet, dass wir mutig den Weg über den tiefen Abgrund wagen, der vor uns liegt. Ich bekam Herzklopfen und konzentrierte mich auf meine Atmung, so wie ich es mache, bevor ich vor Publikum sprechen muss. Irgendwo zwischen Wrap-Ständen und den Sitzgelegenheiten aus Sesseln und Stühlen, wo wir zum Essen herumstanden, nahm ich plötzlich eine Administratorrolle ein. Nun half ich die Frequenz zu leiten. Obwohl wir nie darüber sprachen, wurden wir drei zu einer mobilen Armeeeinheit, die verschiedene Teile psychischen Radioequipments mit sich trugen, um LIEBE auszusenden. Unsere Signale verschmolzen, wie die gekreuzten Strahlen der Ghosbusters und explodierten in zigtausend Teile Bandbreite im Schrotkugelformat. Wir befanden uns im Sync wie Voltron – jeder ein Teil des Ganzen, das aus Jedermann besteht, der lebt oder je gelebt hat – wir alle waren zusammen, gleichzeitig.

Die Jahre schlimmer Träume und Dinge, die ich niemandem erzählen konnte, waren vorbei… Die Vorahnungen und Emotionen - meine Angst als kleines Mädchen, ich sei verflucht als ich bemerkte, dass nicht jeder die Erde und die Sterne mit solcher Intensität zu sich sprechen hört, dass sie einen nachts wach halten. Ich ging durch die Jahre, in denen ich gegen das Hin und Her meiner Stimmungen kämpfte – die ich mit Zucker und anderen Selbstmedikationen verschlimmert hatte. Plötzlich war es die leichteste Sache der Welt, das alles zu umarmen und loszulassen. Während ich mit meinem Popcorn zurück zu meinem Sitz ging, fühlte ich eine Freude, die mich vom Herzschlag des Herz-des-Kontinents lösen konnte, gerade zu dem Zeitpunkt, da die Vorschau vorbei war und der Film langsam losging.



Jennifer Palmer (r.)
(Englisches Original: Jennifer Palmer: The Feeling of Sync, The Sync Book: Myths, Magic, Media, and Mindscapes: 26 Authors on Synchronicity. Deutsche Übersetzung: Lea Metzler, Lektorat: NexusOfSync)

Herzlichen Dank für die Genehmigung zur Veröffentlichung an Jennifer!