Donnerstag, 26. März 2015

Mayahuasca (von Jim Sanders)


„Maestro, was ist Aufstieg?“ fragte ich.
„Es ist ein solider Kelch.“
Antwortete Ayahuasquero-Maestro Juan Flores Salazar

Photo: tonkiri.ca

Dieser Aufsatz ist durch die Lehren des Ashánika Pflanzenheiler-Meisters Juan Flores inspiriert, der mich die Kunst lehrte, ein Ayahuasquero zu sein. Das meiste von dem, was ich aufgeschrieben habe, ist durch meine persönliche Arbeit mit den Pflanzen entstanden.
Ayahuasca steht in Quechua für „Wein der Seele“ und ist die Kreuzung aus zwei Pflanzen, dem Ayahuasca-Wein und den Chacruna Blättern, die beide im Flussbecken des Amazonas in Brasilien zu finden sind. Ayahuasca wird als der Vater, Chacruna als die Mutter aller Pflanzen verehrt. Sie werden zusammen zu einem medizinischen Gebräu vermischt, die Kombination der Inhaltsstoffe setzt eine unglaubliche Macht und ein heilendes Potenzial frei. Wird Ayahuasca gut zubereitet und in der richtigen zeremonialen Umgebung eingenommen, kann es zu einem mächtigen Werkzeug werden, das Menschen helfen kann, die Fallen der Dualität zu überschreiten. Wenn wir die Welt um uns herum als etwas Separates sehen, führt das zu Leid und Angst, welche unsere Freiheit beschränken und unsere spirituelle Evolution lähmen. Ayahuasca kann uns dabei helfen, die Illusion des Getrenntseins, welche momentan das menschliche Bewusstsein auf der Erde dominiert, zu durchschauen. Wenn wir Ayahuasca einnehmen, können wir eine höhere, nicht-zeitliche Perspektive von unserem Leben und dem unserer Mitmenschen erlangen. Wir durchleben unsere Vergangenheit, unsere Gegenwart und Zukunft. Es gelingt uns, uns so zu sehen, wie wir wirklich sind, was manchmal schmerzhaft sein kann – und sich gegebenenfalls wie der Tod selbst anfühlen. Jedoch verwöhnt uns Ayahuasca mit Liebe und hilft uns, die Erinnerungen und Emotionen, die uns festhalten, zu akzeptieren und zu vergeben. Ayahuasca lehrt uns Demut, Mitgefühl, Vergebung und Liebe.

Photo: tonkiri.ca

Diese alte Medizin ermöglicht es uns, der Tatsache bewusst zu werden, dass unsere innere und äußere Welt jeweils die Reflektionen der anderen sind. Ayahuasca lehrt uns, dass Frieden erst im Inneren erreicht werden muss, bevor er sich in der Welt um uns herum materialisieren kann. Das Erreichen dieses Einheitsbewusstseins (welches das Pendel der Dualität transzendiert) ist das Kind, das aus der Verbindung von Vater Ayahuasca und Mutter Chacruna geboren wird. Ihr(e) Sohn/Sonne wird in uns geboren. Bei vollem Wirkungspotenzial hilft uns Ayahuasca, hell wie ein Stern zu strahlen. Wenn wir lernen, das Licht puren Bewusstseins zu hindurchzuleiten, den Geist Gottes zu verkörpern, das Unendliche in der Materie darzustellen, einen Fuß in den Springbrunnen innerer Gnosis zu setzten, demütig zu sein – dann werden wir zu der menschlichen Brücke, die den Himmel auf Erden verankern. Jedes Mal, wenn ein Individuum auf der Erde diesen Zustand erreicht, löst es einen Strom aus Bewusstsein und Liebe aus, der in die Herzen und Köpfe aller Menschen fließt. Indem man mit Ayahuasca arbeitet, kann man einen Weg für das Erreichen von Garten Eden auf Erden ebnen. Wenn Menschen ihren Seelenfrieden und ein offenes Herz gefunden haben, transformiert sich die Welt ebenfalls um diesen kollektiven, inneren Zustand widerzuspiegeln.
Im Paradies ist alles möglich, wenn es durch Liebe angetrieben wird.

Mayahuasca

Maya ist die Göttin der Illusion, der Schleier einer Welt aus Erfahrungen und Dualität. Ayahuasca kann uns helfen Maya als das zu sehen, was sie ist – das Gesicht unseres Schöpfers. Unsere Angst vor Maya und der Welt, in die wir hineingeboren wurden, wird zu einer Liebe für Maya und all ihre Schöpfungen. Lieben wir Maya, werden wir eins mit unserem Schöpfer. Wir sind nicht länger Sklaven der Illusion, wir wurden jetzt zu den Meistern, wofür wir alle bestimmt waren. Der Garten ist eine Spiegelung dieser Meisterhaftigkeit und Liebe zu Maya. Mit geheilten gemeinsamen Herzen und innerem Frieden eröffnet sich uns eine unendliche Vielzahl von schöpferischen Möglichkeiten in dem, was wir tun und wohin wir gehen können, wenn wir die Welt von Mayahuasca erleben.

Photo: tonkiri.ca

Syncen, nicht Schwimmen

Synchronizität oder „Sync“ zu beobachten und sich darauf einzustimmen, ist ein Weg, den Prozess der Gnosis (inneres Wissen) aufzuzeichnen und zu beschleunigen. Synchronizität zu sehen hilft uns, die Welt auf eine bedeutungsvolle Art und Weise wahrzunehmen. Beobachtet man Sync, entwickelt alles was man sieht eine Bedeutung. Nimmt man Synchronizität wahr, kann uns das in viele Richtungen lenken. Es kann uns zu Angst oder Liebe und an viele Stellen dazwischen führen. Oft vergessen wir, dass diese Bedeutung in uns entspringt. Wir vergessen, dass wir die Macht haben die Welt so wahrzunehmen, wie wir sie wahrnehmen möchten. Entscheiden wir uns bewusst dazu, Sync aus der Sicht der Liebe zu sehen, dann widerfährt uns etwas Interessantes – wir lernen zu sterben während wir „leben“. Statt zu versuchen, unseren Kopf über dem Wasser des Lebens zu halten, lassen wir uns in die unendlichen Tiefen des Seins sinken/syncen. Wir ertränken uns in unserer Umwelt. Zu realisieren, dass alles „außerhalb“ von uns eins mit uns ist bedeutet, dass unsere eingeschränkte Identität des Selbst sterben muss. Angst löst sich durch die Macht von Liebe und Sync auf. Die Welt um uns herum, die getrennt und oft bedrohlich zu sein schien, wird nun zu dem besten Lehrer, den wir je hätten haben können – uns selbst.
Sync ist ein Weg, jede Schöpfung zu lieben. Durch Sync können wir jeden Moment lieben, der sich uns eröffnet. Wenn wir uns bewusst entscheiden, Liebe zur Quelle allen Ursprungs zu machen, können wir alles, was in und um uns geschieht, als Ausdruck der Liebe sehen. Wenn wir in allem Liebe erkennen, wird die Nachricht von Liebe aus allem übertragen, sodass jeder es sehen kann. Der Pfad von Sync wird dann zu einem Vehikel für größere Liebe hier auf der Erde.
Trinkt man regelmäßig Ayahuasca und arbeitet täglich an Sync/Liebe, kann das ein starker Motor für die Transformation des Bewusstseins sein. Wenn ein Individuum, oder besser eine ganze Gruppe, dieser „persönlichen“ Arbeit nachgeht, kann sich das auf uns alle auswirken. Die Distanz zwischen uns ist eine Illusion. Wir teilen uns alle den gleichen Raum. Es gibt nur ein Herz und einen Verstand. In der Unendlichkeit kann es nur Einheit geben. Je mehr Individuen diesen Bewusstseinszustand erlangen, desto einfacher ist es für die anderen, sich dessen ebenfalls bewusst zu werden.

Photo: tonkiri.ca

Trinkt einer aus dem Kelch, trinken alle aus dem Kelch. Folgt einer Sync, folgend wir alle Sync. Fühlt einer Liebe, fühlen wir alle Liebe.

StarG8tors

Das Kino und die Polkultur, durch die Sync-Linse erforscht, kann die Aszensions-Macht von Ayahuasca antreiben. In der globalen High-Tech Matrix, zu der die Erde Stand 2011 wurde, hat das Kino den Status einer Weltreligion erlangt. Die Kinosäle sind die Tempel, in die wir massenhaft pilgern, um die Stars zu verehren. In den cineastischen Tempeln auf der ganzen Welt versammeln wir uns, um die gleichen Filme zu sehen. Das Mainstream-Kino wurde zu einem signifikanten Fokus des menschlichen Bewusstseins. Sieht man sich Filme durch die Sync-Linse und bemächtigt durch die Arbeit mit Ayahuasca an, agiert die Erfahrung als ein mächtiges Tor zum Ganzen. Durch die Pop-Medienkultur können wir uns alle gegenseitig anzapfen. Wir finden synchronistische Bedeutung in den Filmen, die wir sehen, die Stufe unseres wachen Bewusstseins (Geist Gottes/Gnosis/Licht) wird mit allen, die sich den Film ebenfalls ansehen, geteilt. Wir kommunizieren durch Filme, Fernsehen und Computerbildschirme nicht-lokal miteinander.
Nur stellt sich die Frage, „welche Nachricht überbringen wir?“
Wenn wir Filme mit dem Verstand und dem Herz Gottes anschauen, dann werden alle, die diesen Film sehen anfangen, den Verstand und das Herz Gottes zu verstehen.

Die Pflanzentenne

Durch die Arbeit mit Ayahuasca können wir einen Zustand des nicht-dualen Bewusstseins erlangen, der anfängt, alle Aspekte des Lebens auszufüllen und zwar nicht nur, wenn wir in der Zeremonie sind.
Die Macht, in allem eine Einheit zu sehen, ist das Bewusstsein des Herzens. In diesem Bewusstseinszustand aufzuwachen inspiriert viele Menschen, wie mich, mit dem Singen anzufangen. Bevor ich mit Ayahuasca zu arbeiten anfing, war Singen das, was ich am meisten fürchtete. Ayahuasca hat das Singen nun zu meiner Lieblingsbeschäftigung gemacht.
Lieder sind die Sprache des Herzens. Die Macht eines Ayahuasqueros, zu heilen, liegt in seinen Fähigkeit aus dem Herzen heraus zu singen. Ein Lied kann eine Brücke zwischen Himmel & Erde sein und da sie in Zeremonien eingebracht werden, werden sie zu dem mächtigsten Zunder, der den Aszensionsprozess anheizt. Die bei Ayahuasca-Zeremonien verwendete Lieder nennt man Icaros, was übersetzt so viel wie „Lieder des Dankes an die Pflanzen“ heißt. Wir singen zu den Pflanzen, denn sie sind die irdischen Wurzeln der Seelen, die die Erde auf ihrer unendlichen Suche nach der geistlichen Welt transzendiert haben. Wir sind alle dazu bestimmt, zu Pflanzen zu werden, denn wir arbeiten darauf hin, das Leben auf der Erde zu überschreiten. Die Icaros bringen dieses göttliche Bewusstsein in die Materie, was uns alle emporhebt, wenn es mit Herz und guten Absichten durchgeführt wird. Wenn wir Ayahuasca zu uns nehmen, werden wir Teil einer globalen Pflanzentenne, die die Energie und Gnosis von oben empfängt. Jeder, egal ob er Ayahuasca trinkt oder nicht, wird den Gewinn dieser Arbeit spüren.
Wir bauen die Brücke zum Himmel und fluten die Erde mit Geist, all das durch Lieder.
Mit Ayahuasca, Liedern und Kino können wir eine Pflanzentenne bauen, die bereit ist, das Königreich der Liebe auf der Erde zu empfangen.
Ich möchte gerne einige Icaros mit Ihnen teilen, mit denen ich über die Jahre beehrt wurde und welche das Schlüsselelement zu jeder Ayahuasca-Zeremonie sind. Im Ritual schreiben wir dieses Buch mit den Liedern, die wir singen und den Wörtern, die wir in allem lesen.

Frieden

Photo: tonkiri.ca
Photos von Dustin Leader


(Englisches Original: Jim Sanders: Mayahuasca, The Sync Book: Myths, Magic, Media, and Mindscapes: 26 Authors on Synchronicity. Deutsche Übersetzung: Lea Metzler, Lektorat: NexusOfSync)

Herzlichen Dank für die Genehmigung zur Veröffentlichung an Jim!